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Die Produktion von Lebensmitteln

Veröffentlicht am 28. Nov 2021
Die Produktion von Lebensmitteln
Gemüsebeet Produktion von Lebensmitteln
Gemüsebeet

Das Potential von Eigenanbau – Analyse (Auszug des Papiers „Hidden Champions“ der Deutschen Schreberjugend) Die Produktion von Lebensmitteln und Agrarprodukten scheint den meisten Menschen im globalen Norden beim Blick ins Supermarktregal heutzutage selbstverständlich. Es wird davon ausgegangen, dass nahezu jedes Lebensmittel jederzeit und überall verfügbar ist. Historisch betrachtet, ist

Das Potential von Eigenanbau – Analyse

(Auszug des Papiers „Hidden Champions“ der Deutschen Schreberjugend)

Die Produktion von Lebensmitteln und Agrarprodukten scheint den meisten Menschen im globalen Norden beim Blick ins Supermarktregal heutzutage selbstverständlich. Es wird davon ausgegangen, dass nahezu jedes Lebensmittel jederzeit und überall verfügbar ist.

Produktion von Lebensmitteln

Produktion von Lebensmitteln

Historisch betrachtet, ist dies aber erst seit jüngster Vergangenheit und längst nicht weltweit der Fall. In Krisenzeiten, wie der aktuellen Coronakrise wird auch in Europa deutlich, wie wichtig eine ausreichende, aus vielen Quellen gespeiste und selbstbestimmte Versorgung mit Lebensmitteln sein kann.

Kleine landwirtschaftliche Einheiten, wie es auch Gärten sind, können einen sehr beträchtlichen Anteil der benötigten Lebensmittel einer Bevölkerung produzieren, wenn entsprechend viele Menschen sich landwirtschaftlich betätigen.

In Europa aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft etwas aus dem Blick geraten, zeigt das statistische Jahrbuch der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), dass ein signifikanter Teil der Menschen weltweit im Agrarsektor beschäftigt ist.

Mehr als 800 Millionen im Agrarsektor (inklusive Waldwirtschaft und Fischerei) beschäftigte Menschen zählt die FAO für das Jahr 2019. Die höchsten Quoten verzeichnet Asien mit 68 Prozent aller weltweit Beschäftigten in diesem Sektor. Auf Platz zwei folgt Afrika mit 25 Prozent.

Produktion von Lebensmitteln

Produktion von Lebensmitteln

Das Thema Lebensmittelanbau ist auf diesen beiden Kontinenten ganz selbstverständlich auch mit dem eigenen Anbau von Lebensmitteln auf kleinen landwirtschaftlichen Einheiten verknüpft. Die Bedeutung dieser kleinbäuerlichen Landwirtschaft für die Ernährung der Weltbevölkerung ist nach wie vor enorm groß. So stellt der Weltagrarbericht der FAO fest, dass die sogenannte kleinbäuerliche Landwirtschaft (laut Definition der FAO alle, die weniger als zwei Hektar Land bewirtschaften) für einen großen Teil der weltweiten Nahrungsmittelversorgung verantwortlich ist.

Im Jahr 2020 produzierten Kleinbäuer*innen auf rund 12 Prozent aller landwirtschaftlichen Flächen rund 35 Prozent der weltweiten Lebensmittel. Rund 84 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe fallen unter diese Definition von „kleinbäuerlich“.

Dieser kurze Einstieg zeigt bereits, dass es lohnenswert ist, die Potentiale von kleinen landwirtschaftlichen Einheiten genauer zu beleuchten. . Dazu werden in diese Betrachtung alle Formen des urbanen Gärtnerns einbezogen. Dies umfasst Kleingärten, Gemeinschaftsgartenprojekte, Waldgärten und urbane Landwirtschaft.

 

Flächenvergleiche

Vergleich der zur Verfügung stehenden Flächengrößen für professionelle Landwirtschaft, professionellen Gemüse- und Obstanbau, sowie Kleingärten.

Landwirtschaftlich genutzte Fläche

Die landwirtschaftliche Nutzfläche in Deutschland betrug 2019 rund 16,7 Millionen Hektar.

Laut Bundesinformationszentrum Landwirtschaft besitzt der Ackerbau „mit rund 71 Prozent den größten Anteil an der landwirtschaftlich genutzten Fläche.“ Etwa drei Viertel dieses Ackerlands werden in Deutschland für den Anbau der sechs wichtigsten Kulturpflanzen genutzt. Hauptanbaukultur ist Weizen, der auf etwa einem Viertel des Ackerlandes wächst.

„Obst und Gemüse wird in Deutschland auf gerade einmal einem Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche angebaut. Nimmt man die Kartoffeln dazu, sind es 2,7 ProzentDas hierzulande angebaute Obst und Gemüse reicht bei weitem nicht aus, um alle zu versorgen: Gemüse deckt rund ein Drittel, Obst etwa ein Fünftel des heimischen Bedarfs.“

Laut einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamts bewirtschafteten im Jahr 2016 „in Deutschland 27.200 Betriebe eine gärtnerische Nutzfläche von gut 229.000 Hektar.

Der überwiegende Teil der gesamten gärtnerischen Nutzfläche entfiel dabei mit 130.000 Hektar auf den Gemüseanbau einschließlich Erdbeeren (57 %). Auf einer Freilandfläche von rund 64.000 Hektar wurden im Jahr 2016 Baum- und Beerenobst einschließlich Nüsse angebaut.“  Es folgen Baumschulkulturen mit 19.300 Hektar (8 %), Anbauflächen für Blumen und Zierpflanzen mit 7.300 Hektar (13 %) sowie Heil-, Duft-, und Gewürzpflanzen mit 7.100 Hektar.“

Kleingärtnerisch genutzte Fläche

Laut Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), beträgt die Fläche aller im Bund Deutscher Gartenfreunde (BDG) organisierten Kleingärten 44.000ha (reines Gartenland, ohne Vereinswege etc.).[14]

Produktion von Lebensmitteln

Produktion von Lebensmitteln

Davon dient grundsätzlich rund ein Drittel dem Obst- und Gemüseanbau. Daraus ergeben sich 14.666 ha gärtnerisch genutzte Fläche

Der Bundesverband Deutscher Gartenfreunde (BDG) berechnet die Durchschnittsgröße eines Kleingartens mit 370 Quadratmeter.[15] Ein Drittel davon sind 123 qm gärtnerische Nutzfläche pro Kleingarten.

Diese Zahlen beziehen sich nur auf die im BDG organisierten Kleingärten. Dazu kommen noch die Bahnlandwirtschaft und die nicht im BDG organisierten Kleingärten.

Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) schätzt, dass etwa 19 Prozent aller Kleingärten nicht im BDG organisiert sind (vier Prozent Bahn-Kleingärten und 15 Prozent anders organisiert). Das entspricht einer Fläche von rund 10.300ha (rechnerisch ermittelt, da keine konkrete Hektarzahl in der Studie des BBSR angegeben wird).

In deutschen Kleingärten wird derzeit Obst- und Gemüseanbau auf rund 18.100ha betrieben.
Produktion von Lebensmitteln

Produktion von Lebensmitteln

Die Gesamtfläche aller kleingartenähnlichen Flächen in Deutschland beträgt somit rund 54.300ha. Davon dient grundsätzlich ein Drittel dem Anbau von Pflanzen (gärtnerische Nutzung). Das sind rund 18.100ha. Statista, einer der führenden Anbieter für Markt- und Konsumentendaten, weist in einer Umfrage aus dem Jahr 2008 sogar 36 Prozent der Kleingartenflächen als gärtnerisch genutzt aus, was die Gesamtzahl noch erhöhen könnte. Auf diesen Flächen wird überwiegend Gemüse und Obst angebaut.

 

Vergleich der gärtnerisch genutzten Kleingartenflächen mit den professionell bewirtschafteten Flächen im Obst- und Gemüseanbau

Die in diesem Kapitel präsentierten Zahlen dienen der groben Einordnung der Verhältnisse zwischen Kleingartenwesen und professionellem Anbau. Aufgrund der verschiedenen möglichen Datengrundlagen ergeben sich Unschärfen in der Betrachtung. Aus diesem Grund bleibt es bei einem groben Vergleich, der hilft, die Potentiale des Anbaus im Kleingartenwesen einschätzen zu können.

In Deutschland wurden laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2016 insgesamt 229.000ha Land professionell gärtnerisch bewirtschaftet (konventionell und ökologisch zusammen). Davon entfielen 130.000ha auf den Gemüseanbau (inkl. Erdbeeren) und 64.000ha auf den Bereich Baum- und Beerenobst (inkl. Nüsse). Über die 130.000ha hinaus, und nicht in diesen Vergleich einfließend, wurde Land für Baumschulkulturen mit etwa 19.300 ha, Anbauflächen für Blumen und Zierpflanzen mit 7.300ha, sowie Heil-, Duft-, und Gewürzpflanzen mit 7.100ha bewirtschaftet.[18]

Die genannten 194.000ha Fläche für Gemüse- und Obstanbau sind vergleichbar mit den angebauten Kulturen im Kleingartenwesen.

Da im Kleingartenwesen der ökologische Anbau von Lebensmitteln angestrebt wird, lohnt zusätzlich ein Blick auf die ökologisch bewirtschafteten Flächen.

Laut der Agrarstrukturerhebung aus dem Jahr 2016 wurden rund 10.100ha für Baum- und Beerenobst (inkl. Nüsse) und gut 12.800ha für Gemüse (inkl. Erdbeeren) ökologisch bewirtschaftet. Das entspricht rund 22.900ha Gesamtfläche für diese Kulturen.

In Kleingärten werden ungefähr 18.100ha gärtnerisch für den Anbau vergleichbarer Kulturen genutzt. Das bedeutet, Kleingärtner*innen bewirtschafteten 2016 rund 80% der Fläche, die zum selben Zeitraum dem Bio-Anbau für entsprechende Kulturen zur Verfügung stand.

In Kleingärten wird Obst- und Gemüseanbau auf rund 9,3% der Fläche betrieben, die zum selben Zeitraum professionellen Anbauer*innen dafür zur Verfügung steht. Vergleicht man nur die Bio-Anbauflächen mit den Kleingartenflächen, beträgt dieser Wert fast 80%.

Diese Zahl zeigt, welches Flächenpotential in Kleingärten steckt.

Bewirtschaftungsform Gesamt Gemüsebau (inkl.Erdbeeren
(von Gesamt))
Baum- und Beerenobst
(inkl. Nüsse (von gesamt))
Professionell gärtnerisch
bewirtschaftet (2016):
229.000ha 130.000ha 64.000ha
Davon ökologisch bewirtschaftet: 22.900ha 12.800ha 10.100ha
Gärtnerische Nutzung in Kleingärten
(1/3 von 54.300ha)
18.100ha in Kleingärten Gemüse und Baum-, sowie Beerenobst

 

Quelle:

Hidden Champions-Urbanes Gärtnern und Selbstversorgung – Deutsche Schreberjugend (deutsche-schreberjugend.de) (abgerufen am 28.11.2021)